Railay und Phra Nang Beach

Eine der spektakulärsten Felsformationen befindet sich auf der Halbinsel Phra Nang, besser bekannt als Railay, zwischen Ao Nang und Krabi – also beim Nachbarstrand unseres Hotels – oder wie bei der Drohnenaufnahme oben sichtbar, auch von unserem Strand aus einsehbar, zumindest zum Teil (Phra Nang Beach ist nur per Drohne sichtbar gewesen, aber das ist auch in Railay so, wo man zum Beach hinlaufen muss, da er hinter einem Felsen und Dschungel “versteckt” ist).

Welch schöner Traum, denkt man sich hier auf der Halbinsel Phra Nang. Die Natur hilft bei dieser Schwelgerei: korallenweiße Strände, eine See, grünblau wie Himmel und Land, die sich weit draußen im Flimmern zwischen Himmel und Erde verliert. Karstige Monolithe stehen wie höckerige Riesen im Meer, dann wieder ganze Gebirge mit gezackten Kämmen. Kavernen und Lagunen bergen sie, ein Erdgeschichtsszenario über und unter Wasser, geschaffen aus Korallenstöcken, tektonischen Verwerfungen und Meeresflute. Railay (und insbesondere der Phra Nang Beach) gilt immer noch als einer der schönsten Strände Thailands und sogar der Welt. Der Sand ist puderzuckerfein und die Kulisse natürlich atemberaubend, egal von wo man aus die Umgebung betrachtet. Einziger Wermutstropfen: Railay West wird von zig Longtailboaten “belagert” und es herrscht eine ähnliche Betriebsamkeit wie auf Phi Phi, weshalb der Motorenlärm der Boote durchaus mal nerven kann.

Oben links ist Railay East, Bildmitte ist Railay West. Hinter den Felsen oben befindet sich der Phra Nang Beach.

Railay East ist etwas weniger schön, da es einerseits grosse Unterschiede bei den Gezeiten gibt und man deshalb kaum baden kann. Dann ist es die Mangovenseite, weshalb der Strand wenig einladend wirkt. Ausserdem befindet sich dort der Floating-Pier, wo die Schiffe und Fähren anlegen, auch das “Müllboot” und wegen dem Gestank dann sicher niemand dort weilen möchte…

Railay als “Dorf” ist mehr oder weniger eine Walkingstreet mit den üblichen Läden und Restaurants sowie natürlich vielen Hotels, Resorts und vor allem: Hostels. Hier gibt es noch diesen Backpacker-Mikrokosmos, in dem die Klientel in einem hölzernen Irrgarten aus Buden und Hütten hockt und preiswerter schläft. Man isst in schlichten Restaurants, die kaum mehr als Bretterverschläge sind, streift durch Bars mit Namen wie Last Bar und Tew Lay, chillt herum, derweil Hinweise wie "No shoe, no shirt, no worry" zum Verweilen ermuntern. Reggae gibt es bis zum Abwinken (und seit 2022 Weed-Bars ohne Ende), die junge weibliche Kundschaft trägt dazu kaum verhüllte Rückenenden und Tattoos, junge Männer flaumige Bärte und Tattoos, und mancher sieht damit aus wie ein wandelndes Comicsheft.

Um von West nach Ost zu kommen oder zum Phra Nang Beach, muss man sich durch die Walkingstreet hindurchkämpften. Spektakulär ist gerade der Teil, der von Railay East nach Phra Nang führt, da er entlang eines der bewaldeten Kalkfelsen führt, der überhängend ist und bei dem auch die Affen ein gewohntes Bild sind. Wer mag, kann auch auf Aussichtspunkte auf dem Felsen steigen, was aber ein sehr sportliches und nicht minder gefährliches Unterfangen ist, wenn man die Feuchtigkeit in Betracht zieht, die dort jeweils herrscht und das Schuhwerk (wenn man davon überhaupt sprechen kann), dass die Leute anhaben. Der Ein- bzw. Ausstiegspunkt ist jedenfalls extrem steil!

Am Ende des Wegs gelangt man dann zum Phra Nang Beach, der von einem riesigen Karstfelsen dominiert wird, dem insbesondere Kletterer fasziniert nachschauen und wie hypnotisiert angezogen werden. Aber auch natürlich die ganze Backpacker Community, die schon lange diesen Flecken der Natur in Beschlag genommen hat.

Wie so oft in entlegenen Ecken Asiens haben Backpacker diese vor über 30 Jahren ausgekundschaftet. Hütten reichten damals für die Nacht - oder gleich der Strand. Essen gab es fast umsonst und zu rauchen, was des Travellers Herz begehrte. Ließ man sich seinerzeit in ein Nirgendwo an den asiatischen Hippierouten fallen, geht heute ohne Community und Wi-Fi nichts mehr, und die Unterkünfte wurden immer mehr, immer teurer, vor allem hier an Railay West, aber nicht immer besser.

Phra Nang war eine Prinzessin, so die Legende, deren Schiff hier zerbarst. Ihre irrende Seele fand in der Höhle Zuflucht - Tham Phra Nang, und auch der Halbinsel gab sie ihren Namen "Land der Prinzessin". Unter riesigen Stalaktiten, die wie versteinerte Tränen über dem Fels hängen, öffnet sich ihr Felsengemach zum Meer. Sie verspricht, Fruchtbarkeit zu spenden, so glaubt man, und den Fischern einen guten Fang. Solange man denken kann, hoffen diese, den Segen der Spenderin zu fördern und bringen ihr Opfergaben dar - farbenfrohe Phallusskulpturen als Dank für empfangenes Glück.

"Auch Paare kommen, um zu opfern, wenn sich der ersehnte Nachwuchs eingestellt hat. Und Kaufleute, Ladenbetreiber, wenn das Geschäft gut war", erzählt ein Einheimischer. Die Höhle muss vielen Freude gebracht haben. Zu Hunderten liegen und stehen Skulpturen hier, geschnitzt, gegossen, gehauen, klein bis mannshoch, um ihren Schrein und in einer kleineren Grotte nebenan.

Bis auf Berge und den Strand Phra Nang nimmt fast die gesamte südliche Hälfte der Halbinsel das im Grün verborgene Rayavadee ein. Uniformierte stehen an den Eingängen des Resorts und achten darauf, dass nur Hausgäste Zutritt haben. Und alles könnte schöner nicht sein, wenn es nicht so schön wäre. Strände sind in Thailand öffentlich, da hat jeder Zugang, und so erlebt Phra Nang Tag für Tag das: Flotten von Langbooten rasen heran, Jachten, Segler und Ausflugsdampfer entlassen ihre Gäste an Railay West und Phra Nang Beach, wo sich ab dem Vormittag eine bunte Gruppe tummelt.

Auch für uns war es ein unvergessliches Erlebnis, diesen Strand aufzusuchen. Entgegen dem Gefühl, dass viele (Tages-)Touristen den Ort belagern, sind wir wie schon die ganze Zeit über erstaunt, wie wenige sich am Strand fläzen. Das mag verschiedene Gründe haben: Es hat wenig Schatten vor Ort, da sich die meisten Bäume im Rayavadee befinden. Obwohl es kein besonders grosser Strand ist, verteilt sich die Klientel sehr weitläufig bzw. vor allem an Schattenplätzen, womit ein grosser Teil des Strandes relativ leer ist. Und natürlich noch ein weiterer Punkt: Sonnenschirme findet man hier nirgends, da verboten. Seit 2016 werden auf den in Thailand öffentlichen Stränden (kein Strand ist privat) ein Gesetz umgesetzt, um die Ursprünglichkeit der Natur und der Strände zu bewahren, die über die letzten Jahrzehnte erheblich unter dem Massentourismus des Landes gelitten haben. Viele der Bretterbuden, Bars und Imbissstände mussten in den letzten Jahren weichen, da sie meist illegal erbaut und betrieben wurden. Oftmals war hier Korruption im Spiel, wo die Betreiber und die Polizei ihr Geld verdient – und die Regierung das Nachsehen hatte.

Um noch etwas nachzutragen: Auch Amphibien liebten diesen Platz, sehr zur Faszination von den Touristen, die den Waranen (einer Echsenart) nachgingen oder nichtsahnend aus dem Sonnenbad kreischend aufschreckten, da diese entspannt an ihnen vorbeiliefen. Nicht alle waren 30 cm lang, wie derjenige, der an mir vorbeischwamm. Ein Exemplar war sicher 1,5 Meter lang, der seinen Weg durch sein Revier pflügte.

Nach einem sehr schönen Nachmittag am Strand der Prinzessin, bei vielleicht 32-33 Grad warmen Wasser, sind wir am Abend in die Walking Street gegangen, um unsere Mägen zu beruhigen und neue Energie zu tanken.

Dazu sind wir im “Kohinoor” eingekehrt, einem der besten Restaurants in Railay, was die Bewertungen betrifft. Wie der Name es schon impliziert (Kohinoor ist einer der grössten Diamanten der Welt, der zu den britischen Kronjuwelen gehört; er kam im 19. Jh. in die Hände der Briten, nachdem er Jahrhunderte, wenn nicht – wie man vermutet – schon Jahrtausende als Juwel eines Epos in indischen Sanskrit-Texten erwähnt wurde), ein indisches Lokal (und wir lieben die indische Küche!). Vielleicht nicht ganz so gut wie das “Bombay Indian” in Koh Lipe, aber dennoch sehr lecker und absolut eine Empfehlung wert, wenn Ihr Railay besucht. Preis/Leistung ist auch hier sehr gut gewesen!

Und zum Schluss noch folgendes: Die Rückfahrt war wieder mal abenteuerlich: zuerst wollte uns keiner mit dem Longtailboot zum Tonsai-Beach rüberfahren. Wir sollen doch durch den Dschungelpfad gehen (in der absoluten Finsternis und dem unwegsamen Gelände dort, ein sportliches, wenn nicht gefährliches Unterfangen mit Oma Christine im Schlepptau). Dann hat sich doch jemand “erweicht” und hat uns in Formel-1-Manier in Rekordtempo rasend rübergebracht. Dass wir durch den Wellengang auch nass wurden, ist dabei nur eine Randnotiz!

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Elephant Sanctuary Krabi